1884 – 2024: Eine Geschichte von Mut, Einsatz und Gemeinschaft
Die Freiwillige Feuerwehr Obersiebenbrunn besteht seit dem 20. November 1884 – gegründet in einer Zeit, als es noch keine Sirenen, keine Hydranten und keine Schutzanzüge gab. Was damals mit 33 engagierten Männern begann, hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu einer modernen Einsatzorganisation entwickelt, die weit über den örtlichen Brandschutz hinauswirkt.
Vor der Gründung: Brandschutz in früheren Jahrhunderten
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Brandschutz noch keine organisierte Aufgabe. Die Bevölkerung war bei Bränden selbst gefordert, einfache Feuerordnungen regelten das Bereithalten von Löscheimern, Feuerhaken oder Wasserbehältern. Besonders auf dem Land war der Schutz oft unzureichend. Erst ab dem späten 18. Jahrhundert – mit den Feuerordnungen Kaiser Josefs II. – kam Struktur in den Brandschutz: In jedem Haus sollten Löschgeräte vorhanden sein, Feuerbeschauen wurden eingeführt, Rauchfänge kontrolliert.
Doch erst mit dem Aufkommen der Freiwilligen Feuerwehren ab 1860 änderte sich die Lage grundlegend. In vielen Gemeinden entstanden nun auf Eigeninitiative engagierter Bürger gut organisierte Feuerwehrvereine.
1884: Die Gründung der FF Obersiebenbrunn
In Obersiebenbrunn wurde die Notwendigkeit eines solchen Vereins früh erkannt. Nach offizieller Genehmigung durch die niederösterreichische Statthalterei fand am 20. November 1884 die konstituierende Versammlung statt. Bürgermeister Porsch leitete die Wahl des ersten Kommandos, dem Hauptmann Mathias Zier vorstand.

Die Feuerwehr bestand aus ausübenden und unterstützenden Mitgliedern. Der Mitgliedsbeitrag betrug damals 1 Gulden 20 Kreuzer – heute umgerechnet etwa 10 Euro. Bereits ein Jahr später konnten Uniformen und eine neue Spritze angeschafft werden. In den folgenden Jahren folgten weitere Ausrüstungsanschaffungen, darunter ein Hydrophor (Zubringerpumpe) und eine Kettenpumpe für die Wasserförderung.
Schon damals war die Feuerwehr mehr als nur Brandbekämpfung: Sie unterstützte bei Hochwasser, leistete erste Hilfe, stellte Krankentransporte sicher – und war bei Festen sowie in der Dorfkultur präsent.
Zwischenkriegszeit und technische Modernisierung
Nach dem Ersten Weltkrieg kehrten viele Kameraden nicht mehr zurück. Dennoch wurde der Betrieb fortgeführt, 1919 traten wieder neue Mitglieder bei. 1924 – zum 40-jährigen Jubiläum – erhielt die Feuerwehr eine Motorspritze, eine große technische Errungenschaft jener Zeit.
1926 kam es zu einem dramatischen Einsatz nach einem Wolkenbruch, bei dem mehrere Stallungen geflutet wurden. Mit der Motorspritze konnte rasch geholfen werden. Auch ein Bahndamm musste notdürftig abgedichtet werden – der Einsatz verhinderte eine Überflutung größerer Flächen.
Die Feuerwehr bewährte sich in diesen Jahren nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch. Bereits in den 1920er-Jahren wurden spezielle Fachkurse besucht. Die Gründung der Landesfeuerwehrschule in Wiener Neustadt 1933 war ein Meilenstein für ganz Niederösterreich.
Zweiter Weltkrieg: Einschränkung und Kontrolle
Während der NS-Zeit wurde das Vereinswesen aufgelöst, die Feuerwehr direkt der Gemeindeverwaltung unterstellt. Fahrzeuge, Geräte und Finanzmittel wurden zentralisiert. Viele Feuerwehrleute wurden zum Kriegsdienst einberufen, der Nachwuchs bestand zunehmend aus schlecht ausgebildeten Jugendlichen und Hitlerjugend-Gruppen.
In den letzten Kriegsjahren war die Feuerwehr psychisch und physisch schwer belastet – Großbrände, Bombenangriffe, Personalmangel und Materialnot bestimmten den Alltag. Nach Kriegsende war vieles zerstört oder geplündert. Dennoch gelang es binnen weniger Jahre, den Betrieb notdürftig wieder aufzunehmen – zunächst mit einfachsten Mitteln.
Wiederaufbau und neue Aufgaben
Ab 1947 wurden die Landes- und Bezirksfeuerwehrverbände wiedergegründet, das Feuerwehrwesen wieder als Verein organisiert. Die Ausrüstung war mangelhaft, vieles wurde improvisiert oder aus Altteilen selbst zusammengebaut. Die UNRRA unterstützte mit alten Militärlastwagen, die zu Löschfahrzeugen umgebaut wurden.
1952 konnte ein erstes Löschfahrzeug samt Tragkraftspritze in Dienst gestellt werden, 1961 folgte das erste Tanklöschfahrzeug – finanziert durch eine Haussammlung. Großbrände wie jener in der Siebenbrunner Heide 1957 forderten Mannschaft und Gerät stark.
Besondere Aufmerksamkeit galt auch der Ausbildung: Der erste Landesfeuerwehrleistungsbewerb fand 1951 statt – Obersiebenbrunn war von Anfang an dabei.
Die Zeit des Aufschwungs: Ausbildung, Jugend, Einsätze
Der 1. Bezirksfeuerwehrtag 1962 fand in Obersiebenbrunn statt – mit großer Teilnahme, Ehrungen und einer Parade. In dieser Zeit war Adam Zehetbauer Kommandant – mit 42 Dienstjahren eine Ausnahmeerscheinung.
1986 wurde die Feuerwehrjugend gegründet, die schnell große Erfolge feierte und 1990 beim Bundesbewerb in Tirol teilnahm. 1988 wurde ein modernes TLFA 3000 in den Dienst gestellt, später folgten hydraulischer Rettungssatz, neue Fahrzeuge und moderne persönliche Ausrüstung.
Die Feuerwehr war inzwischen nicht nur bei Bränden, sondern auch bei technischen Einsätzen stark gefordert. Die Anzahl der Einsätze stieg – Brände machten bald nur mehr ein Viertel aus.
Neue Infrastruktur, neue Aufgaben
1996/97 errichtete die FF Obersiebenbrunn ein neues Feuerwehrhaus – 12.000 freiwillige Arbeitsstunden wurden dafür geleistet. 2004 war die Wehr Gastgeber des Landesjugendlagers mit über 4.000 Teilnehmern. Das Schlossareal wurde zu einem riesigen Zeltlager, die Organisation ein großer Erfolg.
Technisch wurde laufend aufgerüstet: 2008 kam ein neues Hilfeleistungsfahrzeug, ergänzt durch ein Mannschaftstransportfahrzeug. 2021 wurde das alte TLFA nach 33 Jahren ersetzt – mit dem neuen HLF 3 steht ein modernes Fahrzeug mit umfassender Ausrüstung zur Verfügung.
Einsätze in ganz Österreich und darüber hinaus
Die FF Obersiebenbrunn engagiert sich auch im Katastrophenhilfsdienst. So war sie beim Hochwasser 2013, bei Schneedruck-Einsätzen 2009 und 2019, beim größten Waldbrand Österreichs 2021 und sogar bei der Erdbebenhilfe in Kroatien 2020 im Einsatz.
Während der Covid-19-Pandemie übernahm die Feuerwehr Organisation und Durchführung von Massentestungen im Ort – inklusive Aufbau einer Teststraße.
Jubiläum 2024: 140 Jahre im Dienst der Gemeinschaft
Im Mai 2024 wurde die FF Obersiebenbrunn im NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum Tulln für ihr 140-jähriges Bestehen geehrt. Am 8. Juni fand der 59. Abschnittsfeuerwehrtag in Obersiebenbrunn statt – ein Festtag für die gesamte Region. Bei den Bewerben konnte die FF Obersiebenbrunn in mehreren Kategorien Stockerlplätze belegen.
Die Feuerwehrjugend ist heute stark, die Ausrüstung am neuesten Stand, die Mannschaft hochmotiviert. Die FF Obersiebenbrunn bleibt auch nach 140 Jahren ein unverzichtbarer Teil der Gemeinde – und steht bereit, wann immer sie gebraucht wird.
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.“
Ein Leitsatz, der auch heute noch gilt – mit Engagement, Kameradschaft und Bereitschaft zur Hilfe, egal wann und wo.
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